50 Jahre "Lehrgangstreffen" (Ausbildung zum „Dipl.Verwaltungswirt FH“). Es hört sich wirklich fast wie ein Märchen an:
Im Sommer 1969 (in den Monaten Juli und August) findet auf dem Gelände der Bayer. Verwaltungsschule (Gebäude III) in Holzhausen am Ammersee (Gemeinde Utting) einer der achtwöchigen Volllehrgänge zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst statt.
Die Altersspanne der 63-köpfigen Lehrgangstruppe reicht von 21 bis 46 Jahre. Es war dies die Zeit, als Dr.Wenzel der Bayer. Verwaltungsschule Vorstand und H.Fuchs Leiter der Ausbildungsstätte Holzhausen war. Und es war vor allem auch die Zeit, als am 20.7.1969 Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat – dieses nächtliche Ereignis zog natürlich auch alle Studiosos an die kleinen s/w-Fernsehgeräte und so verfolgte man gebannt dieses ferne nächtliche Ereignis auch in Holzhausen.
Die Teilnehmer unseres Studienjahrgangs kommen vorwiegend aus dem Innendienst der Kommunal-verwaltungen, und zwar aus ganz Bayern. Nervosität und Spannung auf diese zukunftsbestimmende berufliche Abschlussprüfung stiegen naturgemäß mit vorrückender Zeit, und so wird versucht, abends und am Wochenende mit vielerlei Aktivitäten auch Ablenkung zu finden.
Auch wenn der Tagesablauf mit trockener "Bürokratismus-Lehre" ausgefüllt ist, so sorgt ein traumhafter Sommer dafür, dass die
verbleibende Freizeit an den betriebseigenen Badestegen ebenso mit Festen belegt ist, wie auch ständig mit großer Anteilnahme Fußballturniere ausgetragen werden. Eine eigene Bayernfahne wurde für uns dazu von den Mädels des Hauspersonal genäht und dann bei jeder dieser Feierlichkeiten mitgeführt.
Nicht selten traf sich der "Großteil der Mannschaft" aber auch in der Bürokratenklause oder im Sonnenhof in Utting.
Als nun Ende August das Seminar zu Ende ging und die harte Wirklichkeit der Prüfungen näher rückte, stand auch der Abschied bevor. Und man versprach sich (wie das wohl immer so der Fall ist), bald einmal ein Wiedersehen zu veranstalten. Zuvor gab es aber noch einen Abschiedsabend mit reichhaltigem Programm aus den eigenen Reihen (auch unter aktiver Beteiligung von Herrn Fuchs), der großteils auch "auf Band" festgehalten worden ist.
Der Zufall wollte es, dass zu Lehrgangsbeginn mit Bürgermeister Anton Forster von der Stadt Spalt eine Persönlichkeit zum "Alcalde" (Lehrgangssprecher) gewählt worden war, der die Fäden der Gemeinschaft auch in der Zukunft nicht mehr aus der Hand gab. Und so wurde eine Routine ins Leben gerufen, die wahrscheinlich seinesgleichen sucht: Ab 1970 traf man sich im eineinhalbjährigen Rhythmus an den verschiedensten Orten in Bayern, wobei ein großer Teil der Teilnehmer der jeweiligen Einladung von Anton Forster folgte. Bald bildete sich ein sog. "harter Kern", bestehend aus gut 30% der Lehrgangsteilnehmer. Ausrichter der Treffen waren jeweils die vor Ort wohnenden oder arbeitenden Kollegen.
Schon bereits von Anfang an entwickelten sich daraus Familientreffen aller Beteiligten, weshalb die 2- und 3-tägigen Treffen an Wochenenden auch stets mit ausführlichem kulturellen Programm bereichert wurden.
Nach dem humorvollen Austausch der Erinnerungen wurden zu vorgerückter Stunde immer wieder die Lehrgangshymnen wie "Es saßen die alten Germanen ....." oder "Im tiefen Keller ...." usw. angestimmt. Und jedes dieser Treffen wurde auf einem "Zinn-Wanderteller" festgehalten.
Doch schon ab 1972 gab es auch immer wieder traurige Anlässe, und so traf man sich oftmals zusätzlich unfreiwillig am Grab eines Kollegen. Im Jahr 2012 verabschiedete sich dann Altbürgermeister Anton Forster für immer. Er nahm damit auch diese einmalige "Rahmen-Geschichte" der Verwaltungs-schule mit ins Grab, nicht ohne seinen Kollegen aber fünf prall gefüllte Ordner dieser knapp 50jährigen kollegialen Entwicklung zu hinterlassen.
Doch schon seit dem 40-jährigen Treffen wurde die Truppe von Jahr zu Jahr kleiner - aber "der Rest" hatte es sich zum Ziel gesetzt, noch bis zum 50-jährigen 2019 durchzuhalten.
Ab 2014 dann aber nur noch gleichbleibend an einem zentral gelegenen Ort in der Mitte Bayerns in der Nähe von Eichstätt. Zwischenzeitlich waren auch die damals Jüngsten bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Und den „Schlusspunkt anlässlich des 50-jährigen“ setzt man dann mit einem Treffen und einer kleinen Feier im Sept.2019 in der einschlägigen Nachfolgeeinrichtung, der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Hof (besonderer Dank hierfür an die Leitung und Verwaltung der Hochschule).
Hans Steiner